Zugegeben, es gibt kaum etwas Besseres als Strandferien im Sommer. Allerdings sollte man nicht den Fehler machen, die Nebensaison an der Küste zu unterschätzen. Das Beispiel Texel (oder „Tessel“, wie viele Einheimische sagen) beweist, dass ein Aufenthalt am Meer einfach zu jeder Saison seinen Reiz hat. Die Insel ist dann ruhiger, auch die Anreise mit der Fähre ist komplett stressfrei. Und Strand, Dünen und Wellen sind sowie einfach (fast) immer ein tolles Erlebnis − zumindest mit Mützen, Kapuzen und dicken, regendichten Jacken. Sogar wenn die Witterung richtig ungemütlich ist, kommt auf der größten westfriesischen Insel für große und kleine Gäste keine Langeweile auf. Hier vier Texel-Tipps für echtes „Schietwetter“.
Texels gemütliche Strandpavillons
Wenn es draußen stürmt, regnet oder sogar schneit, ist es drinnen erst so richtig schön. Erst recht mit Blick auf die tosende See und mit einer warmen Chocomel in der Tasse. Einige Strandcafés und -restaurants auf Texel sind ganzjährig geöffnet − und auch gut mit dem Auto in Kombination mit einem kurzen Spaziergang erreichbar. Eine besonders empfehlenswerte Adresse ist der Gastropaviljoen XV. Der große Kamin mitten im Raum hat es uns direkt angetan. Auf einem der großen Sofas rückt man gerne zusammen, erzählt sich Geschichten, bestaunt dabei durch die Panoramafenster das wilde Strandpanorama oder guckt einfach nur in die Glut. Abgerundet wird das Ganze idealerweise mit einem leckeren Essen. Die Küche ist wirklich hervorragend. Und auch die Kinder haben eine große Auswahl. Eine Übersicht über die im Winter geöffneten Strandpavillons gibt es auf der Seite des VVV Texel.
Ab auf Texels Leuchtturm
Ein mysteriöser Ort, der optisch auch einem Abenteuer der „Fünf Freunde“ perfekt zu Gesicht stünde, ist der leuchtend rote historische Leuchtturm an der Nordspitze Texels. Er thront majestätisch auf der Düne und über dem breiten Strand – und trotzt dort schon seit 1864 Wind und Wetter. Er kann auch bestiegen und besichtigt werden. Für Kinder bis einschließlich vier Jahren ist der Eintritt kostenlos, alle anderen bezahlen 5,50 Euro pro Person. Die kunstvoll geschmiedete historische Wendeltreppe im Innern des Turms ist mit ihren 118 Stufen für sich genommen schon eine Sehenswürdigkeit. Sie führt durch ein auf verschiedene Etagen verteiltes Museum, das interessante Einblicke in das Leben eines Leuchtturmwärters eröffnet. Es vermittelt auch Informationen über die Umgebung des Leuchtturms, seine Technik und seine bewegte Geschichte.
Im zweiten Weltkrieg war der Texeler Leuchtturm Schauplatz schwerer Gefechte zwischen aufständischen georgischen Hilfstruppen, die ihn als letzten Zufluchtsort nutzten, und der deutschen Wehrmacht. Der sogenannte „Russenkrieg“ hatte zur Folge, dass auf Texel noch nach der deutschen Kapitulation erbittert gekämpft wurde und die Insel als letztes Schlachtfeld Europas in die Geschichtsbücher einging. Zahlreiche Einschusslöcher in alten Wänden zeugen noch immer von diesem dunklen Kapitel.
Ganz oben angekommen kehrt wieder mehr Leichtigkeit ein. Die Aussicht vom „Vuurtoren“ in alle Richtungen ist phantastisch.
Shopping in Den Burg
Den Burg, die hübsche „Hauptstadt“ Texels, zeichnet sich durch einen eher dörflichen Charakter aus. Und genau das macht das Örtchen aus. Alles ist übersichtlich, die Wege sind kurz und als Besucher freut man sich über die authentische Gemütlichkeit Den Burgs. Trotzdem kann man dort sehr viel Zeit verbringen und einiges an Geld ausgeben. Die Dichte an Restaurants und tollen kleinen Geschäften, speziell für Familien mit Kindern jeden Alters, ist riesig. Omnipräsent sind Läden, die Wollprodukte aller Art und regionale Erzeugnisse, wie Kosmetikprodukte mit Wollfett der Texelschafe oder diverse kulinarische Spezialitäten Texels, anbieten. Ein Beispiel ist De Texelse Chocolaterie. Die Pralinen sind ein Gedicht und das perfekte Mitbringsel für daheim gebliebene Schokoladensüchtige. Zumindest dann, wenn sie den Rückweg unangetastet „überstehen“. Ähm…
Texel maritim: Museum Kaap Skil
Für einen abenteuerreichen Tag empfiehlt sich ein Ausflug ins Dörfchen Oudeschild. Ganz in der Nähe des Hafens liegt das Museum Kaap Skil, wo man direkt in die maritime Geschichte der Insel abtaucht. Die moderne Holz-Glas-Fassade des Museumsgebäudes in der Nähe des Hafens fällt direkt ins Auge. Besonders beeindruckt hat uns die interaktive Ausstellung im Untergeschoss, die die Besucher in die goldene Zeit der Texeler Reede mitnimmt. Im 17. Jahrhundert, dem goldenen Zeitalter der Niederlande, war Texel ein Zentrum des Welthandels und es gab keinen Seefahrer, dem die Insel kein Begriff war. Allein in diesem Teil des Museums kann man Stunden verbringen. Sturmgetöse, Kanonendonner, Schiffsmodelle, Filme, digitale Simulationen und Spiel, Knöpfe, Steuerräder und Geschichten ohne Ende. Einfach atemberaubend spannend! Dazu gibt es eine archäologische Ausstellung mit Schätzen, die Taucher vom Meeresboden rund um Texel geborgen haben, im Außenbereich noch ein kleines aber feines Freilichtmuseum inklusive eines waschechten Strandräubers. Inmitten diverser Fundstücke erzählt er mit Herzblut von seinen Beutezügen und bezieht auch die anwesenden Kinder immer wieder aktiv mit ein. Alles in allem ein Traum für Klein und Groß. Kaap Skil ist zweifellos eines der tollsten Museen, das wir je besucht haben. Der Eintritt (Erwachsene: 9,75 Euro, Kinder bis 14 Jahre: 7 Euro, Kinder bis einschließlich 4 Jahre: gratis) ist jeden Cent mehr als wert.
Übernachten auf Texel
Von B&Bs über Ferienwohnungen bis zu Hotelzimmern verschiedenster Kategorie − das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten ist riesig. Für die Recherche empfiehlt sich https://www.texel.net/de/uebernachten/.
Natürlich gibt es auf Texel noch viel mehr zu erleben. Demnächst folgen hier noch weitere Texel-Tipps. Hier geht es zu weiteren Vorschlägen für Aktivitäten bei mäßig bis miesen Witterungsbedingungen in anderen Regionen der Niederlande.
Hinweis: Im Oktober 2021 waren wir auf Einladung des VVV Texel im Rahmen einer Pressereise auf Texel zu Gast und haben dabei die Insel ausgiebig erkundet. Die vor Ort gewonnenen Eindrücke bilden die Grundlage für diesen Beitrag.